Pressemeldung
Transplantationsgesetzgebung
Abb.: Symbolbild deutsches Organtransplantationssystem (KI-generiert).

Abb.: Symbolbild deutsches Organtransplantationssystem (KI-generiert)

Organ-Versagen

Berlin, 12.8.2025 – Bei der Organtransplantation in Deutschland herrscht strukturelles Systemversagen. Tausenden von Schwerbehinderten wird die notwendige Therapie vorenthalten, oft bezahlen sie dafür mit ihrem Leben. Es drängt sich der Eindruck auf, dass dies politisch gewollt ist. Warum ist das Leben von Patient*innen mit Organversagen in Deutschland nichts wert? Und wenn die Interessen der Betroffenen nicht im Mittelpunkt stehen, welche sind es dann?

Bei den diesjährigen World Transplant Games treten nächste Woche in Dresden 2.500 Menschen zu einem Sportwettbewerb an, die kaum noch leben dürften, wenn es nach deutscher Gesundheitspolitik geht. Seit Jahrzehnten werden Leid und Tod von Organkranken als Kollateralschäden einer verfehlten Politik hingenommen. Man hat sich arrangiert.

Da die überwiegende Zahl der Betroffenen gar nicht erst die Chance bekommt, auf die Warteliste gesetzt zu werden, gehen Schätzungen von jährlich 6.000 vermeidbaren(!) Todesfällen aus. Jeder geht auf das Konto derer, die das deutsche Organtransplantationssystem im Wesentlichen tragen; das sind unter anderem das Bundesgesundheitsministerium (BMG), die Gesundheitsministerien der Bundesländer, die Ständige Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer (BÄK), die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der GKV-Spitzenverband.

Umfassendes politisches und strukturelles Versagen

Das Versagen ist umfassend, die gegenseitigen Schuldzuweisungen auch. Das Ergebnis: Stillstand. Den Sensenmann freut’s.

„Der Staat kommt seiner Verpflichtung, für ein effektives Organtransplantationswesen zu sorgen, seit Jahren nicht nach. Niemand übernimmt die Verantwortung dafür, dass Menschen sterben, die nicht sterben müssten. Wir haben eine Bundesbehörde, die falsche Informationen verbreitet, und Transplantationsbeauftragte, die nicht erklären können, warum sie nur vier Organspender*innen im Jahr finden, während es in einer anderen, vergleichbaren Klinik 20 sind. Eine Kontrolle der Untätigkeit bei der Erkennung von potenziellen Spenderinnen und Spendern findet nicht statt. Das sind nur einige Beispiele aus einem dysfunktionalen System“, so Christian Scheidler von Vision Cure ADTKD e.V., Mitglied des Bündnisses.

Zusätzliche Finanzmittel versickern ohne Effekt

Im Zuge der Novelle des Transplantationsgesetzes 2019 wurden die finanziellen Mittel für Organentnahmen mehr als vervierfacht und für die Transplantationsbeauftragten verdoppelt. Die Organspendezahlen sprechen eine klare und nüchterne Sprache: Nichts davon hat zu einer Verbesserung geführt. Wo ist also dieses Geld geblieben?

„Unsere Gesundheitspolitiker*innen stellen diese Frage nicht. Wollen sie den Organmangel wirklich beseitigen? „Welche Interessen sind es, die dafür sorgen, dass seit Jahrzehnten alles beim Alten bleibt? Auffallend ist: Den Patient*innen geht es schlecht, der Dialyseindustrie umso besser. Deutschland bietet stetig eine gesicherte Einnahmequelle. [1,2] In Spanien sind weit über 50% der Patient*innen mit Nierenversagen transplantiert. In Deutschland stehen lediglich 7% dieser Menschen überhaupt auf den Wartelisten. Wo bleibt der Aufschrei der Krankenkassen, die vorgeben, das Beste für Ihre Versicherten zu wollen und sonst an vorderster Front stehen, wenn es um Einsparungen geht?“, fragt Zazie Knepper, Sprecherin des Bündnisses ProTransplant.

Vorherrschende Ideen- und Planlosigkeit

Die deutsche Gesundheitspolitik ist beim Thema Organtransplantation massiv überfordert. „Ideen- und konzeptlos mäandert sie von einer Legislaturperiode zur nächsten. Es gibt keinen Plan und keine Ziele, wie etwa eine „Vision Zero“. Stattdessen wird ab und zu an kleinen Schräubchen gedreht, um Aktivität vorzutäuschen“, kritisiert Peter Schlauderer von Lebertransplantierte Deutschland e.V., der Verein ist ebenfalls Mitglied beim Bündnis ProTransplant. Die Liste der Maßnahmen, die im europäischen Ausland zum Erfolg geführt haben, ist lang und bekannt. In Kroatien zum Beispiel wurde das Problem in wenigen Jahren gelöst. Das spanische Modell wird von Fachleuten und andere internationale Organisationen schon lange als Best-Practice-Beispiel empfohlen. Wie ist es erklärbar, dass etwas Vergleichbares in Deutschland nicht machbar sein soll, wo es doch angeblich alle so dringlich wollen?

Bündnis von aktiven Selbsthilfevereinen
im Bereich Transplantation & Organspende
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  • Zazie Knepper
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